Das Kästchen als letzter Ausweg

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25.02.2013

Es ist schon ein Kreuz mit diesen Tabus rund um unsere Verdauung. Obwohl in Deutschland mehrere Millionen Menschen von einer Harn- oder Stuhlinkontinenz betroffen sind, spricht kaum jemand darüber. Und so erfahren viele Betroffene auch nicht, dass es durchaus Hilfe gibt. Auf der Stoma- und Inkontinenztagung des Marienhospital in Aachen wurde darüber gesprochen. Und auch darüber, wann ein Stoma neue Lebensqualität bedeuten kann.

Abbildung: Der Stoma-Treff Aachen stellt sich vor

Erfahrungsaustausch für Stomaträger und Interessierte: der
Stoma-Treff Aachen stellt sich auf dem Stoma-Tag des Marienhospitals vor

Die Palette der Kontinenz-Probleme reicht von einer leichten Blasenschwäche bis zur starken Inkontinenz, bei der alles unkontrolliert in die Hose geht. Das es für jede Situation aber auch individuelle Behandlungsmöglichkeiten gibt, erläuterten die Ärzte und Therapeuten der Aachener Klinik. Ob Beckenbodentraining in der Physiotherapie oder operative Eingriffe wie dem Implantieren eines Schrittmachers für den Schließmuskel, um Stuhl oder Urin wieder zuverlässig einhalten zu können. Themen, die am Marienhospital mit der Einrichtung eines Kontinenz-Zentrums einen festen Platz bekommen sollen. "Als Partner für Betroffene, damit diese mit ihren tagtäglichen Problemen besser zurecht kommen.", so Chefarzt PD Dr. Carsten Krones.

Das bei einer schweren Inkontinenz ein Leben mit Windeln nicht die Endstation sein muss, machte auch Jozo Petrovic deutlich. Der Stomatherapeut sprach über den künstlichen Darmausgang und wie man mit Hilfe einer modernen Stomaversorgung die Kontrolle über seine Ausscheidungen zurück erhält. Dabei ging er vor allem auf die Irrigation ein, eine Methode, mit der man bei einem Dickdarm-Stoma sogar ganz ohne die typische Beutel-Versorgung auskommen kann. "Leider trauen sich noch zu wenige, obwohl die Irrigation viele Vorteile hat", so Petrovic.

In der begleiteten Ausstellung konnte man sich an den Ständen von Herstellern und Sanitätshäusern dann auch gleich davon überzeugen, wie so ein Stoma-Beutel tatsächlich aussieht. Die Mitarbeiter der Hilfsmittel-Hersteller und Sanitätshäuser beantworteten Fragen und an den Ständen der Aachener Selbsthilfegruppen konnten die Besucher von Stomaträgern erfahren, wie es sich mit dem "Kästchen" lebt. Zum ersten mal mit dabei war der Stoma-Treff Aachen. Die im vergangenen Jahr gegründete Selbsthilfegruppe für Stomträger trifft sich immer am letzten Mittwoch im Monat und die ersten Treffen waren bereits gut besucht. Mehr Infos zur SHG gibt es hier: Stoma-Treff in Aachen

Übrigens, der für Aachen typische Begriff "Kästchen" stammt noch aus einer Zeit, als die Stomaversorgung aus einem kleinen Metallkasten bestand, den man sich mit einem Gürtel um den Bauch schnallte. Davon sind wir heute zum Glück weit entfernt.

Quelle: eigene Recherche