Die Alternative beim Colostoma: die Irrigation
Die Irrigation ist eine Art Darmspülung, bei der das Einleiten von Wasser in den Dickdarm den Reflex zur Darmentleerung auslöst. Nach dieser Entleerung folgt eine ausscheidungsfreie Zeit von bis zu 48 Stunden. Die Irrigation hat unter den Betroffenen mit einem Colostoma viele Anhänger gefunden. Vor allem die damit wiedergewonnene Kontrolle über die eigenen Stuhlausscheidungen wird meist als sehr positiv empfunden. Ein Colostoma kann nach der Irrigation mit Stomakappen oder Minibeuteln versorgt werden, diese tragen weniger auf als Midi- oder Maxibeutel. Blähungen, die sich lautstark den Weg nach draußen suchen, können durch die Spülung auf ein Minimum reduziert werden.
Für wen ist die Irrigation geeignet?
Irrigieren können nur Betroffene mit einem Colostoma (künstlicher Dickdarmausgang) und einer fest-breiigen bis geformten Ausscheidung.
Sollte man von Durchfall heimgesucht werden, ist die Irrigation in dieser Zeit ausgeschlossen. Komplikationen wie ein Prolaps oder eine Hernie können gegen die Irrigation sprechen, da der Konus dann oft nicht richtig auf das Stoma aufgebracht werden kann oder das Wasser nicht in den Darm hinein läuft.
Das Irrigationsset
Zum Irrigieren benötigt man ein so genanntes Irrigationsset. Meist wird ein Schwerkraftsystem benutzt, bestehend aus einem Wasserbehälter, einem Überleitungsschlauch mit Konus und einem Irrigationsschlauch.
Den Irrigationsschlauch kann man sich wie einen langen Bratschlauch vorstellen, der an beiden Enden offen ist. Das obere Ende ist mit einer Andruckplatte verbunden die mit einem Gürtel sicher gehalten wird. Durch eine Öffnung in der Andruckplatte schaut das Stomas heraus. Das untere Ende des Schlauchs reicht bis in die Toilette hinein. Einige Systeme ermöglichen auch die Befestigung des Irrigationsschlauchs auf dem Rastring der Basisplatte eines zweiteiligen Versorgungssystems.
Der gefüllte Wasserbehälter wird an einem hoch angebrachten Haken oder einem Irrigationsständer aufgehängt. Der Konus wird in das Stoma eingeführt und über den Überleitungsschlauch kann nun das Wasser in den Dickdarm eingeleitet werden. Der notwendige leichte Wasserdruck wird durch den hoch aufgehängten Wasserbehälter, also durch das Ausnutzen der natürlichen Schwerkraft, erzeugt.
Alternativ zum Schwerkraftsystem werden auch spezielle Pumpen angeboten, die den notwendigen sanften Druck zum Einleiten des Wassers erzeugen.
Nach dem Einleiten des Wassers wird der Konus aus dem Stoma heraus gezogen. Der Darm kann sich jetzt ungehindert entleeren. Die Ausscheidungen werden durch den Irrigationsschlauch aufgefangen und direkt in die Toilette abgeleitet.
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Die Irrigation
Der Ablauf der Irrigation erfolgt in zwei Phasen:
- die Spülung
- die Entleerung
Zu Beginn der Spülung werden zwischen 100 und 250 ml körperwarmes Wasser in den Dickdarm eingeleitet. Damit wird der Stuhl aufgeweicht und die Bereitschaft zur Entleerung ausgelöst.
Es folgt ein kurze Unterbrechung der Spülung, der Konus wird dabei kurz aus dem Stoma heraus genommen. 10 bis 15 Sekunden reichen bereits aus, bevor die Spülung fortgesetzt wird. Bei Bedarf kann diese Pause auf einige Minuten ausgedehnt werden. Danach wird die Spülung fortgesetzt, bis eine Gesamtmenge zwischen 700 ml und 1,5 l körperwarmes Wasser eingeleitet wurde.
Meist erfolgt direkt im Anschluss an die Spülung die prompte Entleerung einer größeren Menge Stuhl. In den nächsten 15-30 Minuten werden mehrmals kleinere Mengen Stuhl ausgeschieden. Während der Ausscheidung kann der Irrigationsschlauch am Ende verschlossen und in den Gürtel eingehängt werden. Dadurch kann man sich während der Entleerungsphase frei bewegen und ist nicht an die Toilette gebunden.
Nach der Entleerung wird das Stoma mit einer so genannten Stomakappe oder einem Minibeutel versorgt. Stomakappen sind Versorgungen, nicht größer als eine Basisplatte, die während der ausscheidungsfreien Zeit ein Colostoma zuverlässig versorgen.
Wie kann man die Irrigation erlernen?
Stomatherapeuten sind mit der Anwendung der Irrigation vertraut. Sie lernen den Betroffenen an und begleiten ihn während den ersten Irrigationen und stehen bei Problemen als Ansprechpartner zur Verfügung.
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· Autor: CL · letzte Aktualisierung am 17. Dezember 2012