Es ist gar nicht so ungewöhnlich, dass sich Reste von Kapseln oder gar ganze Tabletten im Stomabeutel wiederfinden. Ob die darin enthaltenen Wirkstoffe nach eine Stoma-Operation noch ausreichend aufgenommen werden, wird häufig nicht geprüft. Die Apothekerin Annika van der Linde hilft Stomaträgern dabei ihre Medikamente zu checken.

Das Foto zeigt den Auslass eines Stomabeutels, in dem mehrer Tabletten zu erkennen sind.

Ein Stoma wird notwendig, wenn Teile des Darms entfernt oder "ausgeschaltet" werden müssen. Aber je nachdem welche Abschnitte des Darms betroffen sind, verändert sich damit auch die Fähigkeit des Darms Nährstoffe vollständig aufzunehmen. Vitamin B12 gelangt z.B. über den letzten Abschnitt des Dünndarms in unseren Körper. Bei vielen Menschen mit einem Ileostoma erreicht die Nahrung diese Stelle aber gar nicht mehr. Ganz ähnlich verhält es sich mit Wirkstoffen aus Medikamenten, die wir über den Mund zu uns nehmen.

Ob Tabletten, Kapseln, Granulate oder Tropfen, sie alle sind so gemacht, dass sie ihren Wirkstoff genau dorthin bringen, wo er aufgenommen werden soll. Einige sind zusätzlich so konstruiert, dass sie ihren Inhalt langsam und über einen längeren Zeitraum abgeben. Auch das kann zum Problem werden, wenn das Medikament nach der Stoma-Operation nicht mehr lange genug im Körper bleiben kann und zu früh ausgeschieden wird. Ist der Blutdruck nach einer Stoma-Operation plötzlich wieder erhöht, obwohl man seit Jahren ein Medikament gegen Bluthochdruck nimmt, kann die Ursache das Stoma sein.

Was also, wenn ich im Stomabeutel plötzlich eine Tablette finde? Hat das Medikament dann überhaupt gewirkt? Oder ist es vielleicht nur noch die leere Hülle und ich muss mir gar keine Sorgen machen? Um das richtig einschätzen zu können hat die Apothekerin Annika van der Linde eine Hilfestellung für Stomaträger entwickelt. Denn oft unterschätzen selbst die behandelnden Ärzte die Folgen der Stoma-Operation und überprüfen die verordneten Medikamente nicht. Eine Umstellung auf eine andere Form, z.B. von einer Kapsel zu einem Saft, kann aber durchaus notwendig werden, damit der Körper eine Arznei vollständig aufnehmen kann und die gewünschte Wirkung eintritt.

Im Rahmen ihrer Doktorarbeit hat sich die Apothekerin des UKE in Hamburg intensiv mit der veränderten Wirkung von Medikamenten nach einer Stomaanlage beschäftigt. Ein Ergebnis ihrer Arbeit ist ein Flyer für Stomaträger, der in Zusammenarbeit mit der Stoma-Welt und der Deutschen ILCO entstanden ist. In dem Flyer können Stomaträger mit Unterstützung ihres Arztes und ihrer Stomatherapeutin die wichtigsten Informationen festhalten, die benötigt werden um die Wirkung eines Medikaments zu überprüfen. Den ausgefüllten Flyer nimmt man mit zum Gespräch mit seinem Hausarzt und Apotheker.

Wenn du deine Medikamente auch prüfen möchtest, dann lade dir hier den Flyer zum Ausdrucken herunter: Flyer "Arzneimitteltherapie bei Stomaträgern" des UKE Hamburg (pdf download, 200kb)

Quelle: UKE Hamburg, Annika van der Linde

Bildquelle: Stoma-Welt.de