Erfahrungsbericht einer Ileostomieträgerin: Umgang mit dem Stoma

Tag für Tag wird der Beutel von mir gleich nach dem Aufstehen noch vor dem Frühstück gewechselt, denn danach wäre dies wegen der verstärkt einsetzenden Darmtätigkeit immens erschwert. Nach der Säuberung des Stomas muss dieses mit dem Beutel sofort abgedeckt werden, da der Darminhalt jederzeit aus dem Stoma austreten kann.

Nach dem Leeren des Beutels reinige ich den Auslass mit bloßen Fingern und Toilettenpapier, was mich nach wie vor seelisch stark belastet. Vor allem weil ich mir einbilde alle müssten sich vor mir ekeln, wenn sie dies wüssten oder gar zu sehen bekämen. Obwohl ich mir danach die Finger gründlich säubere, kann ich das Ekelgefühl nicht restlos abschütteln. Schlimm wurde es, als ich unterwegs immerhin eine Toilette vorfand, aber kein Wasser zum Händewaschen! Zwangsläufig blieben die Finger bei dieser Prozedur nicht sauber und zu allem Übel beschmutzte ich dabei meine Kleidung. Seither gehören Erfrischungstüchlein zum Inhalt meiner Handtasche.

Mir ist schon mehrmals beim Ausstreifen des Beutels eine Klammer ins Klobecken gefallen. Das Herausfischen der Klammer und ihre anschließende Säuberung ist ein ziemlicher Umstand. Passiert solches außer Haus, ist es eine Erleichterung, wenn man auf eine Ersatzklammer zurückgreifen kann.

Für zu Hause habe ich mir ein Flachspülklosett angeschafft, weil ich beim Tiefspülklosett beim Leeren des Beutels unangenehme Überraschungen erlebte. Beim Einfließen des Beutelinhaltes ins Klobecken spritzte mir das verschmutzte Wasser bis an den Bauch. Vor Wut und Verzweiflung konnte ich in solchen Situationen meine Tränen oftmals nicht zurückhalten.

Außer Haus habe ich immer einen Ersatzbeutel und eine Bluse dabei. Passiert mir ein Malheur in der Öffentlichkeit, suche ich so schnell wie möglich einen Platz auf, wo ich beides ungestört wechseln kann.

Muss der Beutel geleert werden oder nicht? Wann erreiche ich wo die nächste Toilette? Das sind Fragen, die mich unterwegs begleiten. Ich behaupte sogar, dass die Stuhlausscheidung und die damit zusammenhängende Handhabung des Beutels für mich in der ersten Zeit außer Haus zu einem bestimmenden Thema wurde.

Erika lebt nach einer Darmkrebserkrankung mit einem Ileostoma. In einem Erfahrungsbericht hat sie uns geschildert, wie für sie das Leben mit ihrem Stoma aussieht. In den kommenden Monaten werden wir weitere Teile ihres Berichts auf Stoma-Welt.de veröffentlichen. Darin schreibt Erika über ihren täglichen Umgang mit ihrem Stoma, Einschränkungen bei der Hausarbeit, ihre Freizeitaktivitäten und wie das Stoma ihre Einstellung zum Leben veränderte.