Fragen an die Finalisten des Aspirin Sozialpreis 2012
ZurückMit dem Aspirin Sozialpreis zeichnet die Bayer Cares Foundation seit dem Jahr 2010 innovative Sozialprojekte im Gesundheitsbereich aus. Stoma-Welt.de wurde von der Fachjury in diesem Jahr unter die zehn Finalisten gewählt. Christian Limpert, stellv. Vorsitzender des Stoma-Welt e.V., im Gespräch mit der Bayer Cares Foundation.
Christian Limpert: Wir engagieren uns in der Selbsthilfe und nutzen vor allem das Medium Internet, um über die Behinderung „Stoma“, also künstlicher Darmausgang oder künstliche Harnableitung, zu informieren, aufzuklären und den Erfahrungsaustausch unter Betroffenen zu unterstützen.
Dieses Engagement geht auf eine Internet-Initiative aus dem Jahr 2000 zurück, unser Selbsthilfeverein wurde sozusagen im WWW geboren. Ein Umstand, der uns vor gänzlich neue Herausforderungen stellt, denn Online-Selbsthilfe funktioniert anders als eine klassische Selbsthilfegruppe. Darüber hinaus wird die virtuelle Form der Selbsthilfe noch nicht im gleichen Maße anerkannt, gefördert und auch finanziell unterstützt, wie es in der klassischen Selbsthilfe seit Jahrzehnten üblich ist.
Wir beschreiten völlig neue Wege und ermöglichen damit seit mehr als 12 Jahren ein niedrigschwelliges Selbsthilfeangebot. Im vergangenen Jahr erreichten wir mit unserem Engagement 30.000 Internetnutzer in jedem Monat, bei lediglich 120.000 Menschen in Deutschland, die mit einem künstlichen Darmausgang oder einer künstlichen Harnableitung leben.
Aspirin Sozialpreis: Welches Feedback geben Ihnen Menschen, die durch Ihre Arbeit unterstützt werden?
Christian Limpert: Stellen Sie sich vor Ihr Arzt offenbart Ihnen, dass Sie an Darmkrebs erkrankt sind und operiert werden müssen. Und danach mit einem künstlichen Darmausgang leben werden. Haben Sie eine Vorstellung davon, wie Ihr Leben nach der Operation aussehen wird?
Über ein Stoma spricht man nicht, wen also fragen? Wir brechen dieses Tabu und bieten sowohl die Möglichkeit sich anonym zu informieren als auch den aktiven Erfahrungsaustausch mit anderen Stomaträgern und direkte Online- und Telefon-Beratung. Und vielen Stomaträgern helfen die Informationen und die individuellen Hilfestellungen zurück zu finden in ein selbständiges und selbstbestimmten Leben, mit und trotz der Behinderung „Stoma“. Das bestätigen uns die Nutzer unserer Selbsthilfeplattform immer wieder.
Aspirin Sozialpreis: Wie haben Sie sich auf die Vorstellung vor der Jury in Frankfurt am 20. März vorbereitet?
Christian Limpert: Unser Ziel war es, neue Entwicklungen in der Selbsthilfe aufzuzeigen und deutlich zu machen, welch hohe Reichweite man mit vergleichsweise geringen Mitteln erreichen kann, indem man das Internet konsequent als Werkzeug für die Selbsthilfe nutzt.
Aspirin Sozialpreis: Warum würden Sie anderen Projektträgern empfehlen, sich auch für den Aspirin Sozialpreis zu bewerben?
Christian Limpert: Weil es sich immer lohnt, wenn man das eigene Thema einer breiten Öffentlichkeit näher bringen kann. Alleine die Nominierung für die Finalrunde ist eine große Bestätigung unserer langjährigen Arbeit und wir freuen uns, dass wir das Thema Stoma so ein Stück weit aus der Tabuzone heraus holen können.
Aspirin Sozialpreis: Was ist Ihre persönliche Motivation, sich durch Stoma-Welt zu engagieren?
Christian Limpert: Ich bin selbst Stomaträger und durch eine optimale Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln kann ich wie jeder Nicht-Behinderte oder Gesunde in allen Lebensbereichen uneingeschränkt teilhaben, egal ob in Familie, Beruf oder Freizeit. Gemeinsam mit der Stoma-Welt habe ich die Chance, vielen anderen Stomaträgern auf deren Weg zurück in ein aktives und lebenswertes Leben zur Seite zu stehen.
Quelle: Interview der Woche vom 13.04.2012, http://de-de.facebook.com/notes/aspirin-sozialpreis/fragen-an-die-finalisten-aspirin-sozialpreis-2012-stoma-welt-e-v-das-selbsthilfe/206622642774547 (abgerufen am 21.04.2012)