Die Markierung der optimalen Stomaposition und die prominente Stomaanlage haben entscheidenden Einfluss auf die Lebensqualität von Stomaträgern. Das machten die Referenten auf dem Pflegeworkshop des 38. Koloproktologen-Kongress deutlich.

Künstlicher Darmausgang = schlechte Lebensqualität, das ist die Gleichung vor der sich gerade Darmkrebspatienten fürchten. Zurecht? Wer möchte schon gerne mit einem Beutel am Bauch leben ...

Abbildung: Schriftzug Koloproktologen-Kongress 2012

Die Befürchtungen der Patienten sind meist unbegründet, das zeigen die auf dem Münchner Kongress vorgestellten Studien zur Lebensqualität nach einer Darmkrebs-Operation. Denn tatsächlich beurteilen Betroffene ihre Lebensqualität gleich gut, unabhängig davon ob sie bei der Operation ein Stoma erhalten haben oder nicht. Wurde bei einem nah am Schließmuskel sitzenden Rektumkarzinom operiert ohne ein Stoma anzulegen, empfinden viele Patienten ihre Lebensqualität sogar schlechter als diejenigen Patienten, die bei der Operation ein Stoma erhielten.

Das soll aber nicht heißen, dass im Leben mit einem Stoma alles eitel Sonnenschein wäre. Es gibt durchaus einige Faktoren, die einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität haben. So spielt das Alter eine Rolle, aber auch die psychische Verfassung und die eigenen Möglichkeiten die neue Lebenssituation zu verarbeiten. Am deutlichsten wirken sich allerdings auftretende Stoma-Komplikationen negativ aus. Sie erschweren die Stomaversorgung und belasten die Betroffenen sowohl körperlich als auch psychisch.

Allerdings kann einigen der typische Komplikationen bereits in der Klinik vorgebeugt werden. So sollte eine Stomaanlage in jedem Fall prominent erfolgen, darin waren sich Ärzte und Stomatherapeuten einig. Selbst ein Kolostoma sollte nach Ansicht der Therapeuten eher zwei Zentimetern erhöht von der Bauchdecke angelegt werden, damit nach Rückgang der durch die Operation entstandenen Schwellung eine Prominenz von ca. einem Zentimeter bestehen bleibt. Die Selbstversorgung wird damit erheblich einfacher und die stomaumgebende Haut wird zuverlässiger vor dem Kontakt mit den Ausscheidungen geschützt.

"Die individuelle Patientensituation muss in der Therapieplanung berücksichtigt werden." PD. Dr. med. Kasparek auf dem Pflegeworkshop des 38. Koloproktologen-Kongress

Daneben hat die Position des Stomas einen wichtigen Einfluss auf die Lebensqualität. Viele Stomaträger wünschen sich ihren "Notausgang" im Nachhinein lieber an einer anderen Stelle, um ihn unter der Kleidung unsichtbar verbergen zu können ohne dabei gleich den eigenen Kleidungsstil ändern zu müssen.

Es stellen sich aber noch weitere wichtige Fragen: ist das Stoma für den Patienten einsehbar? Erschweren Narben die Stomaversorgung? Zeigen sich im Stehen, Sitzen oder Beugen Hautfalten, die leicht zum Unterlaufen der Basisplatte führen können? All diese Fragen können Stomatherapeuten im Vorfeld beantworten und so die optimale Position des Stomas festlegen.

Was aber, wenn eine Notfalloperation zum Stoma führt und einfach keine Zeit für Vorbereitungen bleibt? Dann kommt es ganz auf den operierenden Chirurgen an. Und auch er sollte für die Folgen einer Stomaanlage und einer schlecht gewählten Position sensibilisiert werden, um selbst im Notfall eine passende Stelle für das Stoma finden zu können.

Und damit sind wir wieder bei der am Anfang genannten Formel, die vielmehr so lauten sollte:

gute Stomaanlage = gute Lebensqualität